Es war eine Musikalische Gestaltung bei der Vernissage von Jürgen Schiefer in Schloss St.Martin in Graz mit Lieder von Alban Berg und D. Schostakowitsch

Lied der Ophelia aus Romanzen-Suite nach Gedichten von Aleksandr Blok, op. 127 (1967)

LIED DER OPHELIA

Als du damals fortgegangen,
Sprach von Liebe mir dein Mund,
Und daß du im fremden Lande
Treu bewahren willst den Bund.

Fern von Dänemarks Gestaden
Liegt in Dunst gehüllt dein Strand …
Wellen spülen meine Klagen,
Meine Tränen auf den Sand.

Kehrt mein Krieger jemals wieder,
Silbern strahlend, stolz und schön,
Auf dem Grabe Schleif’und Feder
Werden schwer im Winde wehn.

Cello: Ernesto Insam




4.11.2014. Graz

Erläuterungen

Die sog. Romanzen-Suite, op. 127, ist ein Spätwerk des russischen Komponisten aus dem Jahre 1967. Sie kombiniert die Gattung des Klaviertrios mit einem Liederzyklus, eine Besetzungs- und Gattungssynthese, die zuvor bereits Haydn und Beethoven in volkstümlichen Liedergruppen (Schottische Lieder) verwendet hatten. Im Gegensatz zu ihren mehr unterhaltenden Stücken dringt Schostakowitschs Suite in den Bereich des Bekenntniswerkes vor. Der Komponist griff auf Texte des bedeutendsten russischen Symbolisten Alexander Blok zurück, an dem ihn nicht nur die Lebensgeschichte – Blok starb 1921, enttäuscht über die Folgen der Oktober-Revolution – , sondern auch die Gedankenwelt fasziniert haben muß. Liebestraum und traumatische Angst, Erkenntnis der eigenen Bedeutungslosigkeit und die Erwartung des Todes finden Halt nur in der Musik, die den Zyklus symbolisch krönt. Dieser Schluß wird dadurch überhöht, daß die volle Besetzung des Klaviertrios für das letzte Lied aufgespart bleibt. Zuvor dialogisieren die Instrumente abwechselnd mit der Sängerin, zuerst solistisch, dann im Duett, wobei sich die Besetzung aus dem Inhalt mancher Lieder zwingend ergibt (Geige im 3. Lied).
Die Texte von Alexander Blok (Nachdichtung: Manfred Koerth)

LIED DER OPHELIA

Als du damals fortgegangen,
Sprach von Liebe mir dein Mund,
Und daß du im fremden Lande
Treu bewahren willst den Bund.

Fern von Dänemarks Gestaden
Liegt in Dunst gehüllt dein Strand …
Wellen spülen meine Klagen,
Meine Tränen auf den Sand.

Kehrt mein Krieger jemals wieder,
Silbern strahlend, stolz und schön,
Auf dem Grabe Schleif’und Feder
Werden schwer im Winde wehn …

GAMAJUN, DER PROPHETENVOGEL

Am Abend, wenn die Sonne sinkt,
Und Purpurfackeln rings entzündet,
Hockt er am Meeresstrand und singt
Sein Lied, das uns vom Schicksal kündet.

Von der Tataren Sklaverei,
Von Leid und Schmach und blut’gen Strafen,
Von Hunger, Aufruhr, Tyrannei,
Sieg des Bösen, Tod des Braven.

Vor Ahnung hat ihn Angst gepackt,
Sein Antlitz scheint in Lieb zu brennen …
So hat die Wahrheit wohl gesagt
Der Mund, auf welchem Blut geronnen.

WIR WAREN ZUSAMMENStets denk ich an die Zeit zu zwein …
Nacht war‘ s, die Geige leis ertönte,
Du warst zum ersten Male mein …
Wie dich die Liebe noch verschönte!

Ein Bächlein murmelte im Grund;
Ich war berauscht von Glück und Schmerzen.
Da neigte sich der Mund zum Mund …
Die Geige klang vom Herz zum Herzen.

DIE STADT SCHLÄFT

Alles still, im Nebel die Straßen,
Die Laternen flackern müd …
Doch sie werden bald verblassen,
Wenn das Morgenrot erglüht.

Jener Lichtstreif, der von drüben,
Von der Newa zu mir weht,
Er verbirgt mir noch den trüben
Tag, der wieder vor mir steht.

STURM

Oh, wie’s da draußen heult und dröhnt
Und Wolken peitscht zu wildem Reigen!
Das ist der Sturm, der tobt und stöhnt,
Und Regen prasselt an die Scheiben.

Schreckliche Nacht! In solcher Nacht,
Bedaur‘ ich den, der ohne Bleibe;
Mich treibt‘ s hinaus zu ihm mit Macht,
Zu schützen ihn mit meinem Leibe.

Mit ihm bestehn das Element,
Mit ihm des Dulders Los erleiden!
Oh, wie’s da draußen heult und dröhnt
Und Wolken peitscht zu wildem Reigen!
GEHEIMNISVOLLE ZEICHENManchmal seh ich gar seltsame Zeichen,
An der Wand eines endlosen Raums.
Geh ich näher und will sie erreichen,
Sind sie fort – böser Spuk eines Traums.

Ich verberg mich in finsterer Höhle,
Will vergessen den Spuk, der mich narrt,
Doch umsonst: Über mir, in der Höhle,
Blaut sein Abbild, das kalt auf mich starrt.

Ich will fliehn in vergangene Zeiten,
Ich vergrab in den Händen den Kopf ….
Ich erblick eines Buchs lose Seiten,
Und darauf liegt ein goldener Zopf.

Über mir droht der Himmel zu sinken,
Schwarzer Schlaf hüllt die Sinne mir ein,
Ach, ich sehe mein Ende schon winken,
Und Vernichtung und Krieg werden sein.

MUSIK

Zur Nacht, wenn alle Stimmen schweigen,
Wenn sich die Stadt in Dunkel hüllt,
Führst du, Musik, den Sternenreigen,
Von dir ist dann die Welt erfüllt!

Ja, schweigen muß der Sturm des Lebens,
Wo du gleich einer Ros‘ erblühst!
War manche Träne nicht vergebens,
Wenn Du im Abendrot erglühst!

Musik, Beherrscherin der Erde!
Trotz Tod und Qualen und trotz Leid:
Der letzte Becher, den ich leere,
Sei noch in Demut dir geweiht!

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